Für viele Motorsportfans, besonders jene, die die Formel 1 in den 1980er und frühen 1990er Jahren verfolgten, sind die Startnummern 27 und 28 untrennbar mit Ferrari verbunden. Sie zierten die roten Boliden der Scuderia über Jahre hinweg und wurden zu einem Symbol für eine ganze Ära. Doch warum trugen die Ferrari-Autos ausgerechnet diese Nummern, die auf den ersten Blick willkürlich erscheinen mögen? Die Antwort liegt in den damaligen Regularien der Formel 1 und einer faszinierenden Kette von Ereignissen.
Das alte Nummernsystem der Formel 1
Um zu verstehen, warum Ferrari die 27 und 28 bekam, müssen wir einen Blick auf das Nummernsystem der Formel 1 werfen, das von 1974 bis 1995 in Kraft war. Es war weit entfernt von dem flexiblen System, das wir heute kennen, wo Fahrer ihre permanenten Nummern wählen können (mit Ausnahme der 1 für den amtierenden Weltmeister).
In dieser Zeit wurden die Startnummern den Teams und nicht den einzelnen Fahrern zugewiesen. Die prestigeträchtigsten Nummern, 1 und 2, waren dem Team des amtierenden Fahrer-Weltmeisters vorbehalten. Alle anderen Teams behielten ihre Nummern normalerweise von Saison zu Saison, es sei denn, es gab einen Titelgewinn, der eine „Nummernrochade“ auslöste.
Der Beginn einer Ära: 1981
Die Geschichte der Ferrari-Nummern 27 und 28 beginnt genau hier. Im Jahr 1979 hatte Jody Scheckter die Fahrerweltmeisterschaft für Ferrari gewonnen. Folgerichtig startete die Scuderia im Jahr 1980 mit den begehrten Nummern 1 und 2.
Gleichzeitig fuhr das Williams-Team in der Saison 1980 mit den Nummern 27 und 28. Und dann geschah, was das Ferrari-Schicksal für die kommenden Jahre prägen sollte: Alan Jones gewann 1980 mit Williams die Fahrerweltmeisterschaft.
Gemäß den damaligen Regeln bedeutete dies, dass Williams für die Saison 1981 die Nummern 1 und 2 beanspruchen durfte. Ferrari, das seine frisch gewonnenen Nummern wieder abgeben musste, übernahm im Gegenzug die Nummern, die Williams freigeben musste – nämlich die 27 und 28.
Eine dauerhafte Verbindung: Die 27 und Gilles Villeneuve
Nach dem Titelgewinn von Scheckter im Jahr 1979 konnte Ferrari für lange Zeit keinen weiteren Fahrer-Weltmeistertitel erringen. Diese „Durststrecke“ hatte zur Folge, dass Ferrari an den Nummern 27 und 28 „kleben“ blieb. Sie wurden zum Markenzeichen der roten Renner und entwickelten eine eigene, fast schon mythische Bedeutung – insbesondere die Nummer 27.
Dies ist eng verbunden mit dem legendären Gilles Villeneuve. Der charismatische Kanadier fuhr die Nummer 27 in seinen letzten beiden Saisons (1981 und 1982) und prägte sie mit seinem atemberaubenden, oft riskanten Fahrstil. Sein tragischer Unfalltod im Mai 1982, als er die Nummer 27 trug, verewigte diese Zahl in den Köpfen der Fans und machte sie zu einem Symbol für Mut, Leidenschaft und tragische Größe.
Obwohl die Zuweisung der Nummer rein systembedingt war, wurde sie durch Villeneuves ikonische Auftritte und sein Schicksal zu einer emotional aufgeladenen Ikone für Ferrari und den gesamten Motorsport. Namen wie Patrick Tambay, Michele Alboreto, Gerhard Berger oder Jean Alesi trugen später ebenfalls die 27 oder 28 für Ferrari und trugen zur Festigung ihrer Legende bei.
Das Ende einer Ära
Das alte Nummernsystem, das die Nummern 27 und 28 so eng mit Ferrari verknüpfte, wurde bis zur Saison 1995 beibehalten. Ab 1996 wurden die Startnummern basierend auf der Platzierung in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft der Vorsaison neu zugewiesen, was zu einer jährlichen Änderung der Nummern der Teams führte, sofern sie nicht die Nummer 1 und 2 des Weltmeisters waren.
Heute wählen die Fahrer ihre permanenten Startnummern selbst – eine Entwicklung, die es jedem Fan ermöglicht, seine Lieblingsnummer dauerhaft mit seinem Helden zu verbinden. Doch die Erinnerung an die roten Ferrari-Autos mit den Nummern 27 und 28 bleibt ein wichtiger Teil der reichen Geschichte der Formel 1 und erinnert an eine Zeit, in der Nummern nicht nur Zahlen waren, sondern Symbole für Teams, Tragödien und Triumphe.
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