In einem der dramatischsten und unvorhersehbarsten Rennen der Formel-1-Geschichte errang Heinz-Harald Frentzen im Jordan am 27. Juni 1999 einen sensationellen Sieg beim Großen Preis von Frankreich in Magny-Cours. Wechselhafte Wetterbedingungen mit sintflutartigen Regenschauern stellten die Fahrer und Strategen vor immense Herausforderungen und führten zu einem Rennen, das von Führungswechseln, Unfällen und strategischen Meisterleistungen geprägt war.
Das Rennen, der siebte Lauf zur Formel-1-Weltmeisterschaft 1999, bot den Zuschauern ein Spektakel, das noch lange in Erinnerung bleiben sollte. Am Ende überquerte der Deutsche Heinz-Harald Frentzen die Ziellinie als Erster, gefolgt von Weltmeister Mika Häkkinen im McLaren und dem Überraschungsmann des Qualifyings, Rubens Barrichello im Stewart.
Das Qualifying: Barrichello düpiert die Favoriten
Bereits am Samstag hatte sich die Unberechenbarkeit des Wochenendes angedeutet. In einem von Regen beeinträchtigten Qualifying sicherte sich Rubens Barrichello sensationell die Pole Position. Der Brasilianer im unterlegenen Stewart-Ford meisterte die schwierigen Bedingungen am besten und verwies Jean Alesi im Sauber auf den zweiten Platz. Die Top-Favoriten taten sich schwer: David Coulthard (McLaren) wurde Vierter, Michael Schumacher (Ferrari) Sechster und sein Titelrivale Mika Häkkinen kam nicht über einen enttäuschenden 14. Startplatz hinaus.
Rennverlauf: Ein Ballett auf nasser Fahrbahn
Der Rennsonntag begann auf trockener Strecke. Barrichello konnte seine Pole Position verteidigen und führte das Feld in den ersten Runden an. Hinter ihm entbrannte ein packender Kampf, in dem sich David Coulthard und Michael Schumacher nach vorne arbeiteten. Coulthard übernahm schließlich in der sechsten Runde die Führung.
Die entscheidende Wende nahm das Rennen jedoch, als der erwartete Regen einsetzte. Zunächst nur leichter Nieselregen, entwickelte er sich schnell zu einem heftigen Schauer, der die Strecke in eine Rutschbahn verwandelte. Dies löste eine Welle von Boxenstopps aus, bei denen die Teams auf Regenreifen wechselten.
Die Führungscrew, darunter Coulthard und Schumacher, blieb zunächst auf Trockenreifen draußen – eine Entscheidung, die sich als falsch erweisen sollte. Michael Schumacher rutschte von der Strecke und verlor wertvolle Zeit. Kurz darauf erlitt David Coulthard, der das Rennen souverän anführte, einen Elektronikdefekt und musste seinen McLaren abstellen.
Durch das Chaos an der Spitze fand sich Mika Häkkinen, von Platz 14 gestartet, plötzlich in Führung wieder. Doch auch der „fliegende Finne“ war nicht vor Fehlern gefeit. Ein Dreher warf ihn zurück und spülte erneut Michael Schumacher an die Spitze.
Zu diesem Zeitpunkt kam die entscheidende Phase des Rennens. Während die meisten Teams auf eine Zwei-Stopp-Strategie setzten, hatte das Jordan-Team um Heinz-Harald Frentzen eine kühne Ein-Stopp-Strategie geplant. Frentzen, der von Platz fünf ins Rennen gegangen war, fuhr ein fehlerfreies und meisterhaftes Rennen im Regen. Als die Führenden zu ihrem zweiten Stopp an die Box kamen, übernahm der Deutsche die Führung und gab sie bis ins Ziel nicht mehr ab.
In der Schlussphase des Rennens sorgte der erneut einsetzende Regen für eine dramatische Zuspitzung. Ein Safety-Car-Einsatz neutralisierte das Feld noch einmal. Nach dem Restart konnte Frentzen seine Führung jedoch behaupten. Mika Häkkinen kämpfte sich mit einer beeindruckenden Aufholjagd noch auf den zweiten Platz vor, konnte den Sieg von Frentzen aber nicht mehr gefährden. Rubens Barrichello krönte sein starkes Wochenende mit dem dritten Platz auf dem Podium.
Bedeutende Ausfälle und Zwischenfälle
Das Rennen war geprägt von zahlreichen Ausfällen. Neben dem unglücklichen David Coulthard mussten auch sein Teamkollege Damon Hill (Elektronik), Jean Alesi (Unfall) und Johnny Herbert (Getriebe) das Rennen vorzeitig beenden. Michael Schumacher verlor durch einen Ausritt und ein technisches Problem an seinem Ferrari wertvolle Punkte im Titelkampf und beendete das Rennen als Fünfter, nachdem er in der letzten Runde noch von seinem Bruder Ralf überholt wurde.
Das Endergebnis des Großen Preises von Frankreich 1999:
Position | Fahrer | Team |
1. | Heinz-Harald Frentzen | Jordan-Mugen-Honda |
2. | Mika Häkkinen | McLaren-Mercedes |
3. | Rubens Barrichello | Stewart-Ford |
4. | Ralf Schumacher | Williams-Supertec |
5. | Michael Schumacher | Ferrari |
6. | Eddie Irvine | Ferrari |
7. | Jarno Trulli | Prost-Peugeot |
8. | Olivier Panis | Prost-Peugeot |
Der Große Preis von Frankreich 1999 ging als eines der denkwürdigsten Rennen in die Annalen der Formel 1 ein. Er war ein Beweis dafür, dass unter außergewöhnlichen Bedingungen nicht immer das schnellste Auto, sondern oft die cleverste Strategie und die fehlerfreieste fahrerische Leistung zum Sieg führen. Für Heinz-Harald Frentzen und das Jordan-Team war es ein triumphaler Erfolg, der ihren Platz in den Geschichtsbüchern des Motorsports sicherte.
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