Manche Rennen werden durch brillante Überholmanöver entschieden, andere durch strategische Geniestreiche. Der Große Preis von Ungarn am 1. August 2021 wird jedoch für immer als eines der chaotischsten, unvorhersehbarsten und letztlich herzerwärmendsten Rennen der modernen Formel-1-Ära in Erinnerung bleiben. Es war ein Tag, der mit einem Paukenschlag begann, eine der kuriosesten Szenen der Sportgeschichte produzierte und einem Außenseiter seinen ersten, unvergesslichen Sieg bescherte.
Massenkarambolage in der ersten Kurve
Schon vor dem Start sorgte ein Regenschauer für Hochspannung. Auf nasser Strecke starteten alle Fahrer auf Intermediate-Reifen, und die erste Kurve wurde zur schicksalhaften Falle. Mercedes-Pilot Valtteri Bottas verbremste sich dramatisch und löste eine verheerende Kettenreaktion aus. Er rutschte in Lando Norris, der wiederum in die beiden Red-Bull-Piloten Max Verstappen und Sergio Pérez geschoben wurde. Gleichzeitig sorgte Lance Stroll für weiteres Chaos, als er ebenfalls die Kontrolle verlor und Charles Leclerc aus dem Rennen nahm. Das Resultat: Ein Trümmerfeld, mehrere ausgeschiedene Spitzenfahrer und eine sofortige rote Flagge zur Unterbrechung des Rennens.

Der einsamste Restart der Geschichte
Während der Aufräumarbeiten trocknete die Strecke überraschend schnell ab. Dies führte zu einer der bizarrsten Szenen, die die Formel 1 je gesehen hat. Als die verbliebenen Autos zur erneuten Startaufstellung fuhren, bog das gesamte Feld – mit Ausnahme des Führenden Lewis Hamilton – am Ende der Runde in die Boxengasse ab, um auf Trockenreifen zu wechseln. So stand Hamilton für einen kurzen, ikonischen Moment mutterseelenallein auf der Startaufstellung, während seine Konkurrenten aus der Box kamen.
Dieser strategische Fehler war die Geburtsstunde eines Märchens. Hamilton musste eine Runde später ebenfalls die Reifen wechseln und fiel ans Ende des Feldes zurück. An die Spitze des Rennens wurde stattdessen ein neuer Name gespült: Esteban Ocon im Alpine.

Alonsos Meisterleistung und Ocons Triumph
Von da an entwickelte sich ein Krimi. Ocon führte das Rennen vor Sebastian Vettel an, doch die große Gefahr kam von hinten in Form von Lewis Hamilton, der sich mit seinem überlegenen Mercedes durch das Feld pflügte. Der entscheidende Wendepunkt des Rennens war der epische Zweikampf zwischen Hamilton und Ocons Teamkollegen, dem zweifachen Weltmeister Fernando Alonso. Rundenlang verteidigte sich der Spanier mit einer taktischen und fahrerischen Meisterleistung gegen den anstürmenden Briten. Diese brillante Abwehrschlacht kostete Hamilton die entscheidende Zeit, um die Lücke zur Spitze noch zu schließen.
Dank der Hilfe seines Teamkollegen konnte Esteban Ocon seinen Vorsprung verwalten. Mit einer fehlerfreien und nervenstarken Fahrt hielt er dem Druck von Sebastian Vettel stand und überquerte die Ziellinie als Sieger – sein erster Triumph in der Formel 1.
Auch nach dem Rennen blieb es spannend: Sebastian Vettel wurde wegen zu wenig verbliebenem Treibstoff im Tank disqualifiziert, wodurch Lewis Hamilton auf den zweiten und Carlos Sainz Jr. auf den dritten Platz aufrückten. Doch der Tag gehörte nur einem Mann: Esteban Ocon, dem überraschenden, aber hochverdienten Sieger eines absoluten Chaos-Grand-Prix.
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