Der Große Preis von Ungarn am 10. August 1997 ging als eines der denkwürdigsten und dramatischsten Rennen in die Geschichte der Formel 1 ein. Es war ein Rennen, das nicht der Sieger, sondern der Zweitplatzierte für immer prägen sollte. Damon Hill, der amtierende Weltmeister, vollbrachte in einem hoffnungslos unterlegenen Arrows-Yamaha eine schier unglaubliche Leistung, die ihn um ein Haar zur größten Sensation der Saison gemacht hätte.

Die Ausgangslage: David gegen Goliath

Nach seinem Weltmeistertitel 1996 mit dem überlegenen Williams-Team fand sich Damon Hill für die Saison 1997 im Cockpit des kleinen Arrows-Teams wieder. Der Arrows A18 war alles andere als ein Spitzenauto. Doch auf dem engen und kurvenreichen Hungaroring, wo reine Motorleistung weniger zählt als fahrerisches Können und eine gute Fahrzeugbalance, schlug die Stunde des Briten. Schon im Qualifying sorgte Hill für eine Überraschung, als er den Arrows auf den sensationellen dritten Startplatz stellte, direkt hinter den beiden WM-Rivalen Michael Schumacher im Ferrari und Jacques Villeneuve im Williams.

Das Rennen: Eine Fahrt für die Geschichtsbücher

Vom Start weg zeigte Hill, dass sein Qualifying-Ergebnis keine Eintagsfliege war. Während Michael Schumacher seine Pole-Position zunächst verteidigte, klebte Hill an seinem Heck. Bereits in der elften Runde gelang Hill das Unmögliche: Er überholte den Führenden Schumacher und übernahm die Spitze des Rennens.

Was dann folgte, war eine Demonstration fahrerischer Extraklasse. Runde um Runde baute Hill seinen Vorsprung auf die Konkurrenz aus. Er fuhr wie entfesselt und distanzierte die favorisierten Ferrari und Williams um mehr als eine halbe Minute. Ein Sieg für das Arrows-Team, der erste seit der Teamgründung, schien zum Greifen nah und wäre eine der größten Sensationen in der Geschichte der Formel 1 gewesen.

Das Drama in den letzten Runden

Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit dem tapferen Briten. Nur drei Runden vor dem Ziel ereignete sich die Tragödie. Ein Defekt an der Hydraulikpumpe seines Arrows führte zu einem plötzlichen Leistungsverlust. Das Getriebe blieb im dritten Gang stecken und Hill konnte nur noch langsam um den Kurs schleichen. Sein riesiger Vorsprung schmolz dahin.

In der allerletzten Runde zog Jacques Villeneuve, Hills ehemaliger Teamkollege bei Williams, auf der Start-Ziel-Geraden mühelos vorbei und entriss ihm den sicher geglaubten Sieg. Hill rettete seinen havarierten Boliden mit einer Willensleistung noch als Zweiter über die Ziellinie, vor Johnny Herbert im Sauber. Später wurde bekannt, dass ein winziges Bauteil im Wert von weniger als einem Dollar den Defekt verursacht hatte.

Obwohl Jacques Villeneuve offiziell als Sieger gefeiert wurde, war Damon Hill der Held des Tages. Seine Fahrt im unterlegenen Arrows, seine Dominanz über die Weltelite und sein tragisches Scheitern kurz vor dem Ziel machten den Großen Preis von Ungarn 1997 zu einem unvergesslichen Stück Formel-1-Geschichte, das bis heute für Gänsehautmomente sorgt.


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