Die Geschichte von Phoenix Grand Prix ist ein komplexes und faszinierendes Kapitel in der Historie der Formel 1, das von finanziellen Schwierigkeiten, rechtlichen Auseinandersetzungen und ehrgeizigen, aber letztlich zum Scheitern verurteilten Plänen geprägt war. Im Jahr 2002 versuchte ein Konsortium unter dem Namen Phoenix Grand Prix, aus der Asche des bankrotten Prost Grand Prix Teams aufzusteigen und in die Formel-1-Weltmeisterschaft einzusteigen.
Die Wurzeln des Phoenix-Projekts liegen in den tiefgreifenden finanziellen Problemen von Prost Grand Prix. Alain Prost hatte das Ligier-Team Ende der 1990er Jahre übernommen und es in Prost Grand Prix umbenannt. Trotz einiger vielversprechender Ansätze schlitterte das Team in den frühen 2000er Jahren immer tiefer in die roten Zahlen. Nach dem Saisonfinale 2000 in Japan kursierten bereits Gerüchte über die prekäre Finanzlage des Teams und eine mögliche Insolvenz. Trotz aller Bemühungen, das Team zu retten, wurde Prost Grand Prix kurz vor dem Start der Formel-1-Saison 2002 endgültig liquidiert.
In diesem Vakuum trat am 1. März 2002 Phoenix Finance Ltd. auf den Plan. Das Unternehmen, hinter dem Charles Nickerson – ein alter Freund und Geschäftspartner von Tom Walkinshaw, dem damaligen Eigentümer des Arrows Formel-1-Teams – stand, erwarb die Vermögenswerte von Prost Grand Prix. Die kolportierte Kaufsumme lag bei etwa 2,5 Millionen Pfund. Die Absicht war klar: Das „Prost Team“ sollte unter neuem Namen, aber mit den vorhandenen Ressourcen, wieder an den Start gehen.
Das Kernproblem dieses ambitionierten Plans war jedoch, dass Phoenix Finance zwar die physischen Assets – darunter die Chassis des Prost AP04 aus dem Jahr 2001, Ersatzteile und das Equipment – erworben hatte, nicht aber den offiziellen Startplatz in der Formel-1-Weltmeisterschaft. Gemäß den Regularien der FIA war die Nennung eines Teams an eine Kontinuität gekoppelt, die durch den Verkauf der Assets allein nicht gegeben war. Ein neuer Antrag auf eine Teilnahme war erforderlich, der jedoch von der FIA als nicht formgerecht abgewiesen wurde.
Technisch gesehen plante Phoenix, die Prost AP04 Chassis mit Motoren von Hart Racing Engines, einem ebenfalls schon in der Formel 1 aktiven Motorenlieferanten, auszustatten. Es gab sogar Berichte über die mögliche Verwendung eines Arrows AX3-Dreisitzers für Werbezwecke. Hochrangige Persönlichkeiten aus der Formel 1, darunter der Ingenieur Jon Hilton, waren kurzzeitig in das Projekt involviert. Auch Fahrer wie der Argentinier Gastón Mazzacane bestätigten einen Vertrag mit Phoenix, was die Ernsthaftigkeit der Bemühungen unterstrich, ein komplettes Team auf die Beine zu stellen.
Das Drama spitzte sich zu, als das Phoenix-Team mit angeblich für die Rennen vorbereiteten Autos und Personal bei den ersten Überseerennen der Saison 2002, dem Großen Preis von Malaysia und dem Großen Preis von Brasilien, erschien. Sie hofften, eine Startgenehmigung zu erhalten oder die FIA unter Druck zu setzen. Doch die FIA, angeführt von ihrem Präsidenten Max Mosley, blieb standhaft und verweigerte dem Team die Teilnahme. Die Position der FIA war, dass Phoenix ein neues Team sei und somit eine komplett neue Nennung nach den Regeln für Neueinsteiger einreichen müsse, was aufgrund der fortgeschrittenen Saison nicht mehr möglich war. Bernie Ecclestone, der damalige Commercial Rights Holder der Formel 1, unterstützte die Haltung der FIA und äußerte öffentlich seine Skepsis, indem er betonte, dass Phoenix lediglich ein paar „Showcars“ gekauft und keine Berechtigung für einen Startplatz erworben habe.
Die Auseinandersetzung eskalierte zu einem Rechtsstreit vor dem High Court in London. Phoenix Finance Ltd. verklagte die FIA und andere Parteien, um die Zulassung zum Rennen zu erzwingen. Die Argumentation von Phoenix basierte auf der Idee, dass sie das Recht zur Teilnahme des ehemaligen Prost-Teams erworben hätten. Die FIA hingegen argumentierte, dass die Nennung eines Teams nicht einfach verkauft oder übertragen werden könne, sondern an das ursprüngliche Team gebunden sei. Das Urteil des High Court war eindeutig und ein schwerer Schlag für Phoenix: Das Gericht entschied zugunsten der FIA und bestätigte, dass Teamnennungen nicht wie Handelsgüter frei transferierbar sind. Phoenix Finance Ltd. wurde zudem zur Zahlung erheblicher Verfahrenskosten verurteilt.
Dieses Urteil besiegelte das Ende der Formel-1-Ambitionen von Phoenix Grand Prix. Das Unternehmen wurde zwischenzeitlich sogar kurzzeitig in DART Grand Prix Team Ltd. umbenannt, aber auch dieser Versuch, einen Neustart zu versuchen, scheiterte. Die Saga um Phoenix Grand Prix unterstreicht die immensen finanziellen und rechtlichen Hürden, die ein Einstieg in die Formel 1 mit sich bringt, und dient als warnendes Beispiel für andere, die hoffen, aus den Überresten gescheiterter Projekte ein neues Kapitel aufzuschlagen. Das Projekt, das wie der mythische Vogel Phoenix aus der Asche aufsteigen wollte, schaffte es letztendlich nie auf die Rennstrecke und bleibt eine Fußnote in der Geschichte der Formel 1 als ein Team, das nie Rennen fuhr.
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